Die 5 lateinamerikanischen Tänze

Als Lateinamerikanische Tänze werden derzeit Samba, Rumba, Jive, Cha Cha Cha und Paso Doble bezeichnet, die seit 1968 zum tanzsportlichen Turnierprogramm gehören.

Aufgrund des Ursprungs der Tänze (s. o.) ist das Wort "Lateinamerikanische Tänze" als Oberbegriff kritisch zu sehen. Wirklich lateinamerikanischer Herkunft sind nur Samba und Rumba, sowie der durch den Tanz(kult)film "Dirty Dancing" wieder aktuell gewordene Mambo, der heute mehr als Salsa bezeichnet wird. Der Mambo/Salsa gehört offiziell aber nicht zu den 5 sogenannten Lateintänzen, die im Turnier getanzt werden, sondern für uns mehr in die Rubrik der Modetänze.


Der Cha Cha Cha, ein aus dem Mambo konstruierter Tanz, kann im erweiterten Sinne noch dazu gerechnet werden.

Der Jive ist in seiner heutigen Form ein Produkt englischer Tanzlehrer, die damit den in den USA aus afrikanischen Bewegungselementen entstandenen Boogie(-Woogie), Jitterbug und Rock'n'Roll gesellschaftsfähig machten. - Man könnte ihn als nordamerikanischen Tanz bezeichnen.

Der Paso Doble ist ursprünglich ein spanischer Tanz, der von französichen Tanzlehrern und Turniertänzern zu seiner jetzigen Form stilisiert wurde und zu den Tuniertänzen zählt, heutzutage in der Praxis des normalen Hobbytänzers aber kaum noch getanzt werden kann.

Nach dieser Analyse müßte man daher eigentlich von Latein-, Nordamerikanischen und Spanischen Tänzen sprechen, ein zu langer Name in der praktischen Anwendung.

Samba

Samba ist in seinem Ursprung ein Sammelname für viele Tanzformen, die im 19. Jahrhundert von afrikanischen "Negersklaven" aus dem Kongo, dem Sudan und Angola in ihre neue Heimat Brasilien gebracht wurden.

Der Name dieser Tanzart wird von dem afrikanischen Wort "semba" (= Bezeichnung für typische Hüftbewegung) abgeleitet.
Es dauerte einige Zeit, bis sich diese afrikanische Tanzkultur in den brasilianischen Küstenstaaten wie Rio, Sao Paulo, Bahia durchsetzte. Bevorzugt wurde der Kreisreigen getanzt, in deren Mitte sich ein Einzeltänzer oder auch ein Paar bewegte. Der "Samba de Moro", ein Kreistanz, wird als Ausgangstanz für den modernen Samba bezeichnet.

Die Samba-Musik kann von der kultischen Musik Altafrikas abgeleitet werden. Es handelt sich um eine Percussionsmusik, polymetrisch und polyrhythmisch aufgebaut. Das Instrumentarium ist ebenfalls afrikanischen Ursprungs. Es besteht aus Trommeln (Atabaques), Glocken (Agogos) und Reco-Recos (Guayo).

Die lebendige schnelle Musik regte zu tänzerischer Bewegung an. Heute beherrscht Samba das musikalische Leben Brasiliens.

Als afrikanisch-portugiesische Mischform kam um 1910 die Maxixe, ein enger Paartanz, aus Brasilien nach Europa, der sich jedoch nur schwer durchsetzte. Unter dem Namen Samba tauchte dieser brasilianische Tanz in Turnierprogrammen 1924 und 1925 wieder auf, ohne großen Durchbruch.

Erst seit dem 2. Weltkrieg gehörte Samba zum festen Bestandteil einer jeden Tanzkapelle. Um 1948/49 erreichte er in einer sehr vereinfachten Form (vor tap, rück tap) eine große Popularität. Die Tanzschulen nahmen den Samba in ihr Progamm mit Erfolg auf.

Die Aufname des Sambas in das Turnierprogramm ab 1959 brachte die Wandlung vom "volkstümlichen" zum sportlichen Samba.


Rumba

Das Wort "Rumba" bedeutet soviel wie "Fest" und "Tanz". Es ist nicht bekannt, seit wann das Wort "Rumba" gebraucht wurde. Rumba ist in seinem Ursprung ein Sammelname für viele kubanische Paartänze.

In den Tanzbeschreibungen des 19. Jahrhunderts wird von leidenschaftlichen Werbetänzen gesprochen, dem Streben der Frau, mit auffälligen Hüftbewegungen den Mann zu verführen.

Musikalisch haben sich aus einer Fülle von afrokubanischen Rhythmen zwei Tänze, im 19. Jahrhundert die Habanera und im 20. Jahrhundert die moderne Rumba, entwickelt, die eng miteinander verwandt sind. Musikalisch wurde später der langsam gespielte Rumba-Bolero in Europa populär.

Über New York kam die Rumba 1930 als Tanz nach Europa. "The Peanut Vendor" war der erste Rumbaschlager, der um die Welt ging.

Die erste Rumbachoreographie wurde von Engländern erstellt, die auch von den Franzosen und Deutschen übernommen wurde (Grundschritt im Carré). Die Rumba konnte sich damals aber nicht durchsetzen. Viele wußen nicht was sie tanzen sollten und bewegten sich im Foxtrott und setzte dabei die Hüften ein.

Erst nach 1945 wurde die Rumba wieder von den Franzosen entdeckt.

In zwei "Rumba-Kriegen" stritt man um die Normierung der Rumba-Technik. Der "Cuban-Style", von dem in England lebenden Franzosen Pierre aus dem Mambo entwickelt, trat in Wettstreit mit der "Square-Rumba", dem langsamen Rumba-Bolero von Lucien David aus Frankreich.
Der "Rumba-Krieg" wurde dadurch beendet, dass ein internationales Komitee entschied, dass die Rumba auf zwei verschiedenen Grundschritten aufgebaut sein kann.

Der "Cuban-Style" nahm jedoch überhand, da nahezu alle Turnierpaare dieses System tanzten und 1964 die Anerkennung als Turniergrundlage erfolgte.

Der tänzerische Charakter der Rumba äußert sich als erotisches Spiel, als glühendes Liebeswerben. Im Dialog der Geschlechter schwankt die Dame zwischen Hingabe und Abwendung und der Herr zwischen Zuneigung und Selbstherrlichkeit. In vielen Figuren zeigt sich die weibliche Verführungskunst. Hüft- und Beckenbewegungen sind dabei wichtige Ausdrucksmittel. Auch verschieden Jazzelemente wurden in die Rumba übernommen.
Hinweis: Diese Charakterisierung gilt natürlich als Optimum für den sportlichen Turniertänzer, nicht für den Anfänger- oder Hobbytänzer unseres Tanztreffs - so don't worry, be happy!!!


Findet jemand durch???

Jive

Der Jive ist heute die international anerkannte Bezeichnung für einen Tanz, der vielfältige Verwandte Vorläufer hat, die afroamerikanischen Ursprungs sind.

Dazu gehören zu Beginn der dreißiger Jahre der Lindy Hop, Blues und Swing, in den vierziger Jahren der Boogie oder Boogie Woogie, der Jitterbug und Bebop, gefolgt in den fünfziger Jahren vom Rock'n'Roll.

Charakteristisch für alle diese Tanzformen war und ist heute noch die stimulierende Musik, die aufgrund ihrer rhythmischen Akzentuierung Jung und Alt in ihren Bann zog und zieht.

Die in den USA beheimateten Tänze brachten vor allem amerikanische Soldaten um 1940 nach Europa, wo sie durch ihren offenen Bewegungsstil in Verbindung mit akrobatischen Würfen bei der Jugend schnell sehr beliebt wurden.

Der Boogie wurde nach dem Krieg zur dominierenden Musik. Als "artfremder", "ordinärer" Tanz fand er aber nicht nur Freunde.

Die Kritiker suchten nach einer gemäßgteren Form, um diese Art des Tanzens gesellschaftsfähig zu machen. Es waren englische Tanzlehrer, die mit etwas langsamerer Musik den eleganten und doch lebendigen Jive entwickelten.

1968 wurde er als fünfter Turniertanz zu den lateinamerikanischen Tänzen aufgenommen.

Der tänzerische Charakter des Jives ist jung, spritzig, witzig, temperamentvoll und rhythmisch; der Tanz ist zum Toben geeignet. Die Paare wirken leicht, wie Ping-Pong-Bälle, springlebendig und unbeschwert, die Figuren spielen mit der Musik. Die Tänzer betonen mit ihren Schritten die musikalischen Akzente (meist Synkopen).
Hinweis: Diese Charakterisierung gilt natürlich als Optimum für den sportlichen Turniertänzer, nicht für den Anfänger- oder Hobbytänzer unseres Tanztreffs - so don't worry, be happy!!!


Cha Cha Cha

Der Cha Cha Cha gehört zu den jüngsten Erscheinungen in der Entwicklung der afrokubanischen Musik.
Wie der Mambo war Cha Cha Cha zunächst nur eine musikalische Form.

Der Tanz Cha Cha Cha gilt als eine künstliche Schöpfung, als eine aus der Rumba und dem Mambo entstandene Abart. Als Erfinder wird der kubanische Musiker Erique Jorrin aus Habana genannt, der 1953 anstelle des zu schnell gespielten Mambos, der sich nicht so recht durchsetzen konnte, den langsameren Mambo-Cha Cha Cha kreierte.
Das Palladium auf dem Broadway wird als die Geburtsstätte des Cha Cha Cha bezeichnet.

Das Wort "Cha Cha Cha" kann als rhythmischer Bestandteil der Musik, als eine Art Triole, angesehen werden, die von den Musikern deutlich "gesprochen" und von den Tänzern mit drei kleinen Schritten "interpretiert" wird.

Von Kuba ausgehend erfaßte Musik und Tanz zunächst Nordamerika, wo Cha Cha Cha ab 1954 der Modetanz Nummer eins wurde. Aber auch Europa war für alle lateinamerikanischen Musik- und Tanzneuheiten aufgeschlossen.

In Deutschland wurde der Cha Cha Cha erstmals 1957 als Modetanz auf dem Kongreß des ADTV von Gerd und Traute Hädrich vorgestellt.

Aufgrund seines klaren Rhythmus, seiner vartiationsreichen, heiteren Figuren schaffte der Cha Cha Cha sehr schnell den Durchbruch. Als vierter Lateinamerikanischer Tanz wurde er 1961 in das Turnierprogramm aufgenommen.

Heute gehört der Cha Cha Cha auf der ganzen Welt bei allen Altersstufen zu einem der beliebtesten Tänze.

Der tänzerische Charakter des Cha Cha Cha äußert sich ähnlich wie in der Rumba als erotisches Spiel, als amüsanter, koketter Flirt. Man bindet sich nicht, man gefällt sich, man ist entzückt voneinander, man brilliert. Man ist sich seiner Sache sicher, spielt ein bißchen mit dem Partner oder auch mit dem Publikum. Nichts ist ernst gemeint, alles ist keck, fröhlich, perlend wie Sekt, ausgelassen und übermütig.
Hinweis: Diese Charakterisierung gilt natürlich als Optimum für den sportlichen Turniertänzer, nicht für den Anfänger- oder Hobbytänzer unseres Tanztreffs - so don't worry, be happy!!!


Paso Doble

In seinem Ursprung ist der Paso Doble ein spanischer Tanz zu spanischer Marsch-Musik, der allerdings in Spanien selbst auf keiner Tanzfläche zu sehen ist - wenn dann nur in eigenständiger Version auf der Bühne.

Als Stierkampf-Pantomime war er schon in den zwanziger Jahren bekannt.

In der heutigen Form ist er in Frankreich kreiert worden, wo er zunächst vorrangig von Künstlern getanzt wurde, bevor er als Schau- und später als Turniertanz von Tanzlehrern entdeckt wurde.

Der Paso Doble stellt einen Stierkampf dar, wobei der Herr die Rolle des Toreros übernimmt und die Dame das rote Tuch, die Capa des Toreros, nicht wie vielfach angenommen den Stier, verkörpert.

Herr und Dame bewegen sich also gemeinsam um einen imaginären Stier, wobei sie mit Flamenco-Elementen und aus dem Arenenkampf nachempfundenen stilisierten Figuren agieren. Zugrunde liegt immer wieder der "Paso Doble" (= "Doppelschritt") mit betontem Aufsetzen von Ferse und Ballen und rhythmischen Gehschritten.

Im lateinamerikanischen Turnierprogramm ist er seit 1959 vertreten.

Der tänzerische Charakter des Paso Doble wird durch das Stierkampfmotiv bestimmt. Vom Herrn erwartet man, als Torero, fast hochmütigen Stolz, kühne Entschlossenheit und Eleganz, von der Dame, als Capa, selbstbewußte Distanz, große Wendigkeit und Geschwindigkeit als Folge der durch den Herrn gegebenen Führung. Eiserne Disziplin und gravitätische Würde, Feuer und gedämpfte Beherrschtheit sind gefragt. Alle Schritte sind mit starker Anspannung der gesamten Muskulatur auszuführen. Nur dadurch können die für diesen Tanz typischen, kurzen, schnellen Bewegungen und die kontrolliert gehaltenen Posen getanzt werden.
Hinweis: Diese Charakterisierung gilt natürlich als Optimum für den sportlichen Turniertänzer, nicht für den Anfänger- oder Hobbytänzer unseres Tanztreffs - so don't worry, be happy!!!